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Mit neuem Mut in die Zukunft. Von Ellen White

Liebe Brüder und Schwestern: Einige Monate war ich sehr niedergeschlagen. Gott hatte es gefallen, mir schwachem Werkzeug seit ein paar Jahren Visionen zu geben. Ich habe dies nicht gesucht. Es war mir auch von Anfang an klar, dass mir dies viele Stunden Seelenqual bereiten würde. Ich erhielt Botschaften zur wahrheitsgetreuen Verkündigung. Da ich die Furcht Gottes vor Augen habe, fühlte ich mich verpflichtet, das ungefiltert weiterzugeben, was ich gesehen hatte. Gleichzeitig führte meine Sensibilität dazu, dass mir das alles emotional enorm zusetzte.

Entmutigt aufgegeben

Als ich dann noch gesehen habe, wie wenig den Visionen Beachtung geschenkt wird und wie wenig sie bei anderen bewirken, war ich sehr entmutigt. Die Visionen sind in letzter Zeit immer seltener geworden und mein Zeugnis für Gottes Kinder verstummte schließlich. Meine Arbeit in Gottes Werk schien getan, ich fühlte mich von meiner Pflicht befreit. Nur noch um mein eigenes Seelenheil und das meiner kleinen Familie würde ich mich nun kümmern müssen; darum, ein guter Einfluss für meine Kinder zu sein, mit ihnen und für sie um ihre Errettung zu beten.

Sorgen um die Gesundheit

Ich machte mir große Sorgen, dass sie vaterlos aufwachsen müssten. Denn der schlechte Gesundheitszustand meines Mannes ließ mich bangen. Meine Zukunftsaussichten schienen düster. Ich versuchte meinen Mut nicht zu verlieren, aber mir tat das Herz weh. Über meine Gefühle spreche ich eigentlich selten, weil ich es nicht richtig finde, andere mit Problemen und Finsternis zu belasten, damit sie nicht ebenso entmutigt und im Glauben geschwächt werden.

Erweckung

Auf unserer letzten Konferenz in Battle Creek im November hat Gott dann Großes für uns getan. Die Herzen der Diener Gottes beschäftigten sich mit den [geistlichen] Gaben der Gemeinde. Obwohl wir als Volk auch Gottes Missfallen auf uns gezogen haben, weil wir die Gaben geringschätzig behandelt und vernachlässigt hatten, so besteht doch jetzt die freudige Aussicht, dass sein Wohlwollen wieder auf uns ruhen wird und er in seiner Gnade und Barmherzigkeit die Gaben erneut belebt, damit sie in der Gemeinde wieder aktiv die Verzagten ermutigen und die Irrenden ermahnen können.

Neue Hoffnung

Unser bebender Glaube hat wieder die Wolken der Finsternis durchstoßen, die sich über uns zusammenzogen. Wir schauen unverwandt auf unsere ewige Sonne, deren Strahlen die Schwermut vertrieben haben. Mit Hoffnung und Zuversicht werden wir unseren Auftrag an unseren Mitmenschen erfüllen und treu verkünden, was Gott uns gebietet, komme, was da wolle. Er, der uns zu reden heißt, wird sich auch um die Folgen kümmern, wenn wir seinen Willen tun. Jesus wird uns keine größere Last auflegen, als wir tragen können.

Predigt gegen die Genügsamkeit

Alle haben einen Einfluss und ihr Einfluss spricht für Gott und den Himmel oder für Satan und die Hölle. Ich kann und darf nicht schweigen. Alle, die sich in Gefahr befinden, will ich warnen, dass sie dem Zorn Gottes entfliehen. Ein großes Werk ist für uns nötig. Wir begnügen uns mit einem Leben in zu großer Gottesferne. Mit Gott sind wir nicht im Reinen, sonst würden wir uns ungeduldig danach sehnen, uns ganz seinem Werk zu widmen.

Sind wir bereit, unsere eigenen Herzen zu durchforschen und unser Leben mit dem heiligen Modell zu vergleichen? Wir begnügen uns zu sehr mit einer äußeren Form! In unserem Herzen muss die Kraft der Frömmigkeit präsent sein. Es ist entscheidend, dass unsere Gedanken in den richtigen Bahnen laufen. Unsere Gespräche drehen sich zu viel um Irdisches. Wenn wir zum Gottesdienst zusammenkommen, fällt es uns schwer, uns auf Gott zu konzentrieren oder ihm so zu dienen, dass der Himmel sich freut. Wir denken so wenig an Gott und den Himmel, dass wir uns ihm nicht mit zuversichtlichem Glauben nahen können. Wir beten und mühen uns im Dunkeln ab, wo wir doch im Licht sein dürften.

Hingabe

Unsere Versammlungen brauchen einen lebendigen Gott. Unsere Gedanken dürfen sich um Himmlisches drehen. Lasst uns eine fröhliche, glückliche Gemütsverfassung hegen. Wenn wir dann zur Anbetung zusammenkommen, können wir im Glauben beten und gleich zum Punkt kommen, ohne erst durch so viel Dunkelheit waten zu müssen. Wir brauchen einen Geist der Weihe. Diese arme Erde scheint ein richtiger Laststein zu sein. Sie zieht unsere Gedanken magnetisch an und beschäftigt sie derart, dass für himmlische Gedanken und Grundsätze kaum Raum bleibt. Das müsste aber nicht so sein. Ich erlebe es selbst, dass der Himmel uns anziehen kann. Wir können unsere Gedanken um Jesus und seinen freundlichen Charakter kreisen lassen und um unseren unbezahlbaren Schatz. Wir können stark sein in Gott und unser Glaube kann wachsen. Halten wir an dem Sieg fest, sobald wir ihn ergreifen. Dann wird Glauben einfach. Wenn wir weiter an dem Sieg festhalten, wächst unser Glauben. Nur so können wir Überwinder werden und siegreich bleiben.

Auf den errungenen Siegen aufbauen

Oft erringen wir einen kleinen Sieg und danken Gott dafür, dass er unsere Gebete erhört hat. Doch in der nächsten Prüfung, wenn dunkle Wolken und Probleme sich zusammenbrauen, lassen wir den errungenen Sieg wieder los. Unser Glaube stirbt und wir laden den Unglauben in unsere Herzen ein. Bemühen wir uns dann, wieder frei zu werden, ist es für uns viel schwerer als zuvor, an den Punkt zu kommen, wo wir Gott beim Wort nehmen. Zuerst brauchen wir Reue über uns selbst und Kummer über unseren Pessimismus. Dann gilt es, mit noch größerem Einsatz um den Sieg zu ringen als zuvor.

Gott beim Wort nehmen

Lasst uns den Glauben hegen, der Gottes Verheißungen beim Wort nimmt und nicht nachgibt. Glaube, der auch unter Schwierigkeiten, Wolken und Schwermut lebendig ist, der sich – wenn auch zitternd – seinen Weg über jedes Hindernis bahnt, hinauf hinter den zweiten Vorhang des himmlischen Heiligtums, und dort den ersehnten Segen ergreift. Ein toter Glaube nützt uns nichts. Wir brauchen lebendigen Glauben. Dann werden wir auch ein lebendiges Glaubensleben haben.

Gottes Heilkraft

Wir haben Gottes Macht und Segen vor ein paar Wochen gespürt. Gott war sehr barmherzig. Er hat auf wunderbare Weise an meinem Mann gewirkt. Wir haben ihn auf Glaubensarmen zu unserem großen Arzt gebracht und haben wie der blinde Bartimäus gerufen: »Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich über uns!«, und haben Trost gefunden. Gottes Heilkraft manifestierte sich. Alle Arzneien konnten beiseite gelegt werden, und wir verließen uns allein auf den Arm unseres großen Arztes. Ganz zufrieden sind wir noch nicht. Unser Glaube bittet um vollständige Genesung. Aber wir haben das Heil Gottes gesehen und erwarten, noch mehr davon zu schmecken und zu sehen. Ich zweifele nicht daran, dass mein Mann bald wieder in der Lage sein wird, die letzte Warnungsbotschaft an die Welt zu richten.

Wenn Friede mit Gott …

In den vergangenen Wochen hat nun Friede mit Gott unsere Seele durchdrungen. Unsere Herzen triumphieren in Gott. Dankbarkeit, unaussprechliche Dankbarkeit erfüllt uns für die Zeichen der Liebe Gottes, die wir in letzter Zeit schmecken und sehen durften. Wir wollen uns erneut Gott weihen und widmen uns ganz der Arbeit. Nichts anderes möchten wir sein, als ein lebendiges Opfer für Gott und ein heiliger Einfluss. Mein ganzes Sein sehnt sich nach Gott. Ich dürste und lechze nach dem lebendigen Wasser.

Demut führt zum Sieg

Unser Vorbild und unser Leben spricht entweder für den Himmel, das ewige Leben oder für Finsternis und Tod. Unser Leben darf heilig sein, oft brauchen wir die Gemeinschaft mit Gott, um von Jesus, dem lebendigen Weinstock Nahrung zu tanken, die unsere Herzen im HERRN zum Blühen bringen wird. Dann können wir einen heiligen Einfluss ausüben. Wie heilig dürfen die leben, die wir daran glauben, dass wir der Welt die letzte Gnadenbotschaft zu verkündigen haben. Nehmen wir eine Position der Demut und Sanftmut ein! Dennoch werden uns gerade die Lehren, zu denen wir uns bekennen, dazu bewegen, den Maßstab noch höher zu setzen und eine Position einzunehmen, die weit höher ist als das niedrige, nichtige, witzelnde Geschwätz der Welt.

Wahre christliche Demut wird uns zu dieser Stellung führen. Das Bewusstsein für unsere eigene Schwäche und Gebrechlichkeit lässt uns auf den Einen vertrauen, der die Macht hat uns zu erretten, der nur zu gerne seine Kraft und seinen Mut dem schenkt, der demütig und selbstlos darum bittet. Demut ist der schönste Schmuck, den ein Christ tragen kann. Jesus ehrt und erhebt ihn von Herzen gerne. In Jesus finden wir die Fülle. An seiner reichen Anmut und seinem überfließenden Heil können wir teilhaben. Wir dürfen uns an einem ungeteilten Retter freuen und unerschütterlich auf Gott vertrauen. Wir sind zu kleingläubig und zweifeln zu viel. Unser Glaube an Gottes kostbare Verheißungen sollte von Tag zu Tag zunehmen. Wenn wir den Sieg über die Mächte der Finsternis behalten wollen, dann durch ständige, ausdauernde Wachsamkeit und praktisch unaufhörliches Gebet. Dies muss täglich unser Motto sein. Wenn wir in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen wollen, brauchen wir einen Filter vor unsern Lippen und die Würze der Anmut in unseren Worten. Gott wird unseren Einsatz segnen. Engel werden uns behüten und unsere Herzen werden einem bewässerten Garten gleichen.

Aus: Review and Herald, 10. Januar 1856

Quelle: hoffnung-weltweit e.V.

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